Schifffahrt und drei Sorten Tiefe

Präsentation der siegreichen Arbeiten zum Heinrich-Sauermann-Preis auf dem Museumsberg

Flensburg

Über der Tiefe, Über die Tiefe, Über das Tiefe – alle drei Artikel ergeben Sinn im Titel des Schnitzwerks von Runa Feddersen. Dargestellt hat die 22-jährige Schülerin der Berufsfachschule Holzbildhauer auf ihrem 66 Zentimeter hohen Stück Lindenholz das Meer, in dem Eisberge treiben. Geschickt variiert sie die Ansichten auf den unterschiedlichen Seiten des Objektes. Das Eis mit seiner zerklüfteten Oberfläche steht sinnbildlich für Gefahr. Gefroren, vergessen, gebrochen, versunken lautet ein um den Sockel laufender Schriftzug und deutet an, dass sich die Flensburgerin neben der Bildhauerei auch für Philosophie interessiert. „Ein Eisberg kann eine konkrete Gefahr darstellen wie im Fall der Titanic. Übertragen auf die menschliche Psyche kann er alles Mögliche bedeuten, liefert ein universelles Bild“, erklärte Runa Feddersen, die nach ihrer Zeit an der Holzbildhauerschule an die Uni möchte, freie Kunst oder Philosophie studieren.

Jetzt hat sie mit ihrer Arbeit den ersten Platz des Heinrich-Sauermann-Preises gewonnen. 1000 Euro Prämie bedeutet das. Seit 10 Jahren wird der Preis vergeben. Eine Stiftung von Enkeln des Museums- und Schnitzschul-Gründers Heinrich Sauermann (1842-1904) ermöglicht ihn seit acht Jahren. In der Jury sitzen drei Stiftungsmitglieder, ein Künstler, Museumsdirektor Michael Fuhr und Berufsfachschul-Leiter Thomas Deckert. Das Thema für den diesjährigen Sauermann-Preis lautete „Schifffahrt“.

Außer einem winzigen Bötchen in einer überdimensionalen Schnecke aus Wasser, dem „Mahlstrom“ hat keiner der neun Teilnehmer ein Schiff dargestellt, bemerkte Schulleiter Deckert. Die Skulptur mit dem Titel des norwegischen Gezeitenstromes von Insa Langerbein erhielt den 3. Preis (250 Euro). Der zweite Preis (500 Euro) ging an Arved Zürn für seine Plastik „Verantwortung“ - zwei Hände, die Unterarme umfassend. Alle Wettbewerbsbeiträge, einschließlich Mappen und Zeichnungen, sind vom 8. bis 17. Februar im Modul 1, Rote Straße 17 zu sehen (Öffnungszeiten Montag-Freitag 15 bis 18 Uhr, Sonnabend von 11 bis 16 Uhr)

Im Anschluss an die feierliche Preisverleihung in der Aula des Museumsbergs mit Klaviermusik von Taleja Großmann folgte ein Vortrag über den früheren Werkkunst-Schüler Emil Rasmus Jensen (1888-1967). 1914 kam der in Tondern geborene Jensen an die Vorläufer-Schule der heutigen Berufsfachschule Holzbildhauerei.

Zu diesem Zeitpunkt hatte er gerade das Laufen gelernt. Jensen, so führte Redner Arne Jensen, ein Nachfahre des Bildhauers, aus, litt in seiner Kindheit an Rachitis und wurde nur 98 Zentimeter groß. Trotz seines Handicaps wurde er ein erfolgreicher Bildhauer, der es bis zum Stipendium an der Villa Massimo brachte. Arne Jensen, Medizin-Professor in Bochum, möchte das Werk seines Großonkels an einem Ort in Schleswig-Holstein zusammen führen.

Michael Fuhr, Leiter des Museumsbergs, gab Tipps, bedauerte jedoch, dass sein Haus nicht groß genug sei, um Jensen einen eigenen Raum zur Verfügung stellen zu können.

Catrin Haufschild